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Eine neue Sprache lernen: Das kommt dir alles Spanisch vor?

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Ein handgemaltes Schild in spanischer Sprache an einem Strand in Costa Rica.
Ein handgemaltes Schild in spanischer Sprache an einem Strand in Costa Rica.

Meine Tipps, wie du schnell eine neue Sprache lernen kannst.

Die allermeisten, die auswandern oder als digitale Nomaden unterwegs sein wollen, trifft es: eine andere Sprache. In vielen Ländern wird Englisch gesprochen, nicht umsonst belegt Englisch als Weltsprache den ersten Platz. Platz 2 belegt Chinesisch, den 3. Platz hat Hindi inne, und Spanisch belegt Platz 4.
Auch wenn eine neue Sprache lernen einerseits kein Hexenwerk ist, stellt es aber andererseits für viele eine große Herausforderung dar und ist mit viel Angst verbunden. Heute will ich dir erzählen, wie wir dabei vorgegangen sind, und wie lange es gedauert hat, bis wir uns verständigen konnten.

Alles spanisch, oder was?!

Auch uns hat es getroffen, mit unserem Umzug nach Costa Rica mussten wir auf Spanisch umstellen. Ich spreche sehr gut und fließend Englisch, dies nützt jedoch nur im Umkreis der Hauptstadt im Zentraltal im Landesinneren; wenn man wie wir außerhalb der Touristengebiete auf dem Land und in Küstennähe wohnt, kommt man mit Englisch meist nicht mehr sehr weit.
Als wir ausgewandert sind, konnten wir wirklich nur die absoluten Basics auf Spanisch wie “buenos días” und “gracias”. Also praktisch nix. Nach knapp einem Jahr sprechen wir alle halbwegs fließend Spanisch, allerdings ohne Anspruch auf grammatikalische Richtigkeit.
Anfangs ist es uns Erwachsenen leichter gefallen, unter anderem auch, weil wir mit einer App geübt haben. Aber spätestens mit Schuljahresbeginn haben uns die Kinder in rasantem Tempo überholt und sind nach einem halben Schuljahr deutlich besser als die Eltern. So ein Kinderhirn ist einfach phänomenal!
Aber ich will auch die Sprachkenntnisse von uns Großen nicht unter den Scheffel stellen. Auch wenn wir zu Beginn kein Spanisch konnten, war für uns immer klar, dass dieses Thema unheimlich wichtig ist und wir die Sprache so schnell wie möglich lernen wollen. Schließlich wollen wir uns integrieren und am Leben teilnehmen. Wir hatten zugegeben etwas Glück, dass wir gleich in unseren ersten Tagen an unserem neuen Wohnort einen Tico kennengelernt haben, der etwas Englisch konnte und uns mit der Wohnungssuche geholfen hat. Dies war doch um einiges leichter als unsere eigenen Versuche mit einem Google Übersetzer oder Zettel mit Stichworten. Aber rückblickend kann ich auch sagen, dass wir einige Dinge ganz unbewusst richtig gemacht haben, und die werde ich dir jetzt erzählen.
Interessante Spiegelung zwischen Himmel und Meer an einem Sandstrand in Curú, Costa Rica

Hier ist meine Vorgehensweise:

Wir haben unser Haus etwas außerhalb des Ortszentrums gebaut. Aber in dem Jahr, bis die Baustelle fertig wurde, haben wir mittendrin gewohnt. Um uns herum waren nur Ticos. Das hatte den Vorteil, dass uns sofort jeder kannte und jeder gegrüßt hat. Die Ticos haben schnell gemerkt, dass wir uns nicht für was Besseres halten, auch wenn wir am Anfang in ihren Augen vielleicht die reichen Schnösel aus Europa waren. Wir haben uns also angepasst: statt Luxushaus gab es ein normales Ticohaus, mit allem Komfort oder eben Nichtkomfort, der hier so üblich ist. Z.B. haben die meisten Häuser hier kein Warmwasser, braucht man bei 365 Tagen mit 30 Grad auch nicht, und kalt duschen tut ja auch keinem weh. Den Ticos hat das jedenfalls gefallen, glaube ich, denn wir haben schnell Anschluss gefunden. Und von den vielen Kontakten und Bekanntschaften aus unserem ersten Jahr profitieren wir immer noch. Man kennt uns und spricht gern mit uns. Und zwar Spanisch!
Durch unsere zentrale Wohnlage haben wir alles zu Fuß erledigen können. Man kommt so mit den Menschen auf der Straße ganz anders ins Gespräch, als wenn man alles mit dem Auto erledigt. Da uns jeder kannte, wurden wir auch oft angesprochen und in Gespräche verwickelt. Anfangs konnten wir nur ganz kurze Ein-Wort-Sätze oder Basics wie “Ich heiße Katja” sagen, aber sehr schnell wurden die Sätze länger und komplexer. Man wird beim Smalltalk ja auch meistens das gleiche gefragt, so dass die Wiederholung hier für einen schnellen Lernerfolg gesorgt hat.
Wir haben mit allen, wirklich allen, einfach drauflos gesprochen. Und es war uns egal, welches Thema es ist.
Im Supermarkt habe ich der Kassiererin erzählt, dass die Milka Schokolade, genau wie ich, aus Deutschland kommt. Und Schwupps! war ich in ein Gespräch verwickelt. Der netten Dame im Schreibwarenladen habe ich erzählt, dass die Straßenkreide für meine Kinder ist, und Zack! haben wir über ihre Enkel und meine Kids gesprochen, die beide die gleiche Schule besuchen. Im Gemüseladen habe ich auf ein fremdes Gemüse gezeigt und gefragt, was das ist, und sofort wurde mir erklärt, wie das heißt, wie man es zubereitet und welche Zutaten ich noch brauche. Und beim nächsten Mal musste ich dann erzählen, wie es geklappt und ob es geschmeckt hat.
Von Anfang an haben wir versucht uns dort zu engagieren, wo wir regelmäßig auf die gleichen Menschen treffen. Gleich in der ersten Woche haben wir uns bei der Schildkrötenschutzstation gemeldet und helfen seitdem regelmäßig dort mit. Das macht nicht nur Spaß und ist super interessant, sondern hat uns auch von Anfang an regelmäßig zu neuen Vokabeln verholfen, die über die Basics und Smalltalk hinaus gehen.
Da wir mit Kindern ausgewandert sind, haben wir natürlich auch regelmäßig Kontakt zu den Menschen in der Schule und im Sportverein der Kinder. Aber auch wenn man keine Kinder hat, sind die meisten Gemeinden froh, wenn sie ehrenamtliche Unterstützung bekommen. So haben wir schon die Klassenzimmer gestrichen, und wenn ein Fußballturnier ansteht, helfen wir auch bei den Vorbereitungen. So habe ich z.B. beim letzten Turnier beim Verkauf der Getränke und Snacks mitgeholfen, was mir neben einem Kochkurs für Empanadas (gefüllte Maistaschen) auch neue Bekanntschaften und Geplauder mit den Einheimischen beschert hat.
Nach knapp einem Jahr habe ich mich auch an meinen ersten spanischen Roman gewagt, was mir vor allem für die Grammatik den nötigen Boost gebracht hat. Filme tun es vielleicht auch, aber ich bin nicht so der große Ferngucker, daher kann ich dazu nicht viel sagen.

Welche Tipps kann ich Dir also mitgeben?

Mein erster und einziger Tipp: Reden, reden, reden! Eine Sprache lernt man nur durch Sprechen. Ich habe mich einfach in jedes Gespräch gestürzt, dass ich führen konnte. Auch wenn meine Grammatik am Anfang katastrophal war und ich viele sehr lustige Sätze gesagt habe. Fehler gehören einfach dazu, und falscher Stolz und Unsicherheit sind echte Blocker deines Lernerfolgs. Wenn du dich aber traust, zu sprechen, freuen sich deine Mitmenschen in der Regel über deine Bemühungen. Für die meisten ist es wohl auch ein Zeichen von Respekt. Ich wurde auch bei jedem Folgegespräch gelobt, wenn ich wieder etwas gelernt hatte; das motiviert natürlich auch unheimlich.
Meerpanorama mit Stahlblauem Wasser und Wolken

Was hat bei mir nicht funktioniert?

Anfangs habe ich auch noch mit einer App gelernt, aber das hat mir nicht so viel gebracht, wie ich dachte, da die Menschen in Costa Rica doch ein eigenes Spanisch sprechen, das die App nicht hergegeben hat. Es ist ein bisschen so, als ob du in die Schweiz ziehst und dann mit einer App hochdeutsch lernst. Klar verstehen dich die Schweizer, aber sie sprechen trotzdem anders. Nach ca. 3 Wochen in Costa Rica habe ich das Abo gekündigt und ohne App weitergemacht. Die App hat ein anderes Spanisch gelehrt und stand mir schnell eher im Weg, als dass sie mir geholfen hätte.
Auch die Spanischbücher, die ich besitze, helfen mir nicht so wirklich weiter. Manchmal sind sie eine nette Ergänzung, aber wenn ich ehrlich bin, schaue ich dort nur selten rein.

Wie schwer wars also wirklich?

Rückblickend war die Sache mit dem Spanisch lange nicht so schwer, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte. Aber hinterher ist ja bekanntlich immer alles leichter als vorher. Schon nach zehn Monaten in Costa Rica konnten wir alle relativ fließend sprechen, die Kinder noch besser als die Erwachsenen. Aber auch wir Erwachsenen sind absolut in der Lage, komplexere Sachverhalte wie z.B. die Beantragung eines Stromanschlusses oder eines Bankkontos zu verstehen und allein durchzuführen. Auch können wir problemlos Gespräche über Politik, Religion oder die Ausdehnung des Weltalls führen. Natürlich nicht so gut wie Muttersprachler, aber wenn Vokabeln fehlen, werden sie halt umschrieben. Das lockert das Gespräch dann auch etwas auf und sorgt auch immer wieder für den einen oder anderen Lacher! Und Spaß haben ist sowieso eines der wichtigsten Dinge überhaupt.
Geh die Dinge also locker an, wenn du verkrampft bist, rockt es sich nicht besonders gut!

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Deine Katja
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