Warum es sich lohnt, über Auswandern und digitales Nomadentum nachzudenken

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Katja am Strand in Costa Rica, den Blick in die Ferne gerichtet
Katja am Strand in Costa Rica, den Blick in die Ferne gerichtet

Persönliche Freiheit durch Weiterentwicklung

Ich bin mit meiner Familie nach Costa Rica ausgewandert. Das Land ist klein, hat gerade mal 5 Millionen Einwohner, und speziell unsere Region ist auch nicht sehr überrannt mit Touristen. Daher bekommt man schnell mit, wenn es deutschsprachige Touristen hierher verschlägt, und wir treffen uns gerne mit ihnen, da wir so einerseits viele interessante Menschen kennenlernen und andererseits natürlich auch gerne Nachrichten und Entwicklungen aus Europa aus erster Hand erfahren.
Immer noch gut vernetzt in die alte Heimat werden mir auch von dort aus einige Fragen sehr, sehr häufig gestellt, die ich heute mal beantworten will.

Warum gerade Costa Rica?

Für uns passt in Costa Rica einfach alles. Uns gefallen das Klima und die Nähe zum Meer. Die Menschen sind superfreundlich und haben eine Mentalität, die uns sehr zusagt. Es ist ein sicheres Land ohne Militär, stattdessen wird mit dem Geld lieber das Gesundheitswesen und Schulsystem weiter ausgebaut, so dass beides hier wirklich gut ist. Viele Menschen in Costa Rica sind zwar arm, aber ganz vielen geht es auch gut; der Lebensstandard im Zentraltal ist genauso hoch wie in Europa, auf dem Land ist er etwas niedriger. Aber es sind Welten zu den beiden Nachbarn Panama und Nicaragua. Costa Rica ist außerdem bei den lebensnotwendigen Ressourcen wie Strom, Wasser und Grundnahrungsmittel nicht anhängig von Dritten.

Was arbeitest du hier?

In Costa Rica darf man als Einwanderer nicht so ohne weiteres arbeiten, sondern erst mit der „Residencia permanente“. Es dauert mindestens 3 Jahre, bis man diese erlangen kann. Davor darf man nur als Selbständiger oder als Angestellter im Ausland arbeiten, beispielsweise als digitaler Nomade oder als Selbstständiger mit Umsatz im Ausland.

Woher hast du den Mut genommen, alles hinter dir zu lassen?

Mut ist ja immer so eine Sache: die wenigsten Menschen, die ich kenne, haben immer sofort den Mut für jeden notwendigen Schritt. Und eine Veränderung braucht immer Mut und tut meistens an einigen Stellen auch weh. Aber nichts zu verändern, tut eben meistens auch irgendwo weh. Also ist es Ende eine Frage des Abwägens, was schmerzhafter ist. Und jede Veränderung bringt ja auch unglaublich viele Chancen mit für die Zukunft. Mut kann man aber trainieren, und so bin ich im Laufe der Jahre immer mutiger geworden und habe immer mehr meiner Wünsche realisiert.

Vermisst du Deutschland?

Nein, nicht wirklich. Ich vermisse einige liebe Menschen, aber Heimweh habe ich nicht.
Katja steht mit beiden Füßen in einem Fluß im Dschungel in Costa Rica

Wie schwer war das mit der Sprache?

Als ich angekommen bin konnte ich kaum Spanisch. Aber ich war sehr motiviert, es schnell zu lernen, da es mich unheimlich genervt hat, dass ich mich nicht richtig unterhalten konnte. Da wir mitten im spanischen Sprachraum sind, ist Englisch hier auch lange nicht so verbreitet wie in Europa. Nach 3-5 Monaten konnte ich mich im Alltag halbwegs gut unterhalten und nach ungefähr 9 Monaten auch komplexere Gespräche über Politik oder Naturwissenschaften bewältigen, wenn man mal korrekte Grammatik und die Zeitformen etwas vernachlässigt. Ich empfand es nicht unbedingt als easy-peasy, aber so besonders schwer mit der Sprache war es dann doch auch nicht. Allerdings habe ich auch keinen falschen Stolz und rede einfach drauf los; das hilft schon sehr, weil man eine Sprache nur durch Übung lernt. Das Thema Fremdsprache wird sogar schon bald einen eigenen Blogpost bekommen.

Hast du schnell Anschluss gefunden?

Ja, sofort in den ersten Tagen. Mittlerweile haben wir viele gute Freunde und manchmal mehr Einladungen als wir annehmen können. Wir engagieren uns auch als Familie ehrenamtlich an verschiedenen Stellen und haben dadurch schnell viele Kontakte gewonnen. Und die Ticos sind auch sehr interessiert an uns Deutschen und verwickeln uns gerne in Gespräche.

Was würdest du anders machen, wenn du nochmal auswandern würdest?

Ganz ehrlich: nichts! Manche Dinge sind nicht sofort so gelaufen, wie sie hätten sein können, aber alles hat uns das Land, die Menschen und die Sprache besser verstehen lassen. Es ist wichtig, dass man die Erwartungshaltung ablegt, es müsse überall so sein wie in Deutschland. Und wenn man sich auf ein fremdes Land, seine Kultur und die Denkweise der Menschen einlässt ist das eine unheimliche Bereicherung, von der man sein Leben lang profitieren wird.

Wie hast du selbst dich am meisten verändert?

Am krassesten ist das Kontrastprogramm beim Konsumverhalten. In Costa Rica auf dem Land gibt es lange nicht so viel zu kaufen wie im Zentraltal oder gar in Deutschland. Und was ich am Anfang nervig fand, weil es so ungewohnt war, empfinde ich mittlerweile als die größte Befreiung überhaupt. Natürlich gibt es hier alles für den Alltag zu kaufen. Aber ich bin nicht permanent mit einer Masse an Konsumprodukten konfrontiert und muss mir demnach z.B. auch keine Gedanken machen, ob ich diese schönen Handtücher, die ich zwar hübsch finde, aber überhaupt nicht brauche, kaufen soll. Ganz einfach, weil es hier im Laden in unserem Ort nur 2 verschiedene Farben gibt. Und seit ich diesem Konsumrausch nicht mehr unbewusst ausgesetzt bin, habe ich verstanden, warum so viele Menschen in Europa nicht zur Ruhe kommen. Weil das Leben so vollgestopft ist mit Zeug, Nachrichten und Reizen, dass kein Platz mehr ist für die wirklichen Wünsche und Träume. Und seit ich diesen Konsum nicht mehr habe, bin ich so viel reicher geworden als in meinem ganzen Leben davor. Weil in diesem frei gewordenen Raum endlich Platz ist für die wirkliche Fülle, die unglaublich glücklich macht.

Mein Fazit nach einem Jahr Costa Rica:

Ich würde es sofort wieder tun! Die letzte Zeit in Deutschland vor der Abreise war nicht ganz einfach, weil ich natürlich auch die Unsicherheiten und Ängste kennengelernt habe, die einen so großen Schritt begleiten, und mich noch mehr als gut daran erinnere. Aber ich habe allen Mut zusammengenommen, weil ich es wirklich wollte, und es hat sich mehr als gelohnt. Endlich mache ich beruflich das, was ich wirklich will. Und wir alle sind als Familie, als Paar und auch jeder für sich unglaublich gewachsen, mehr als es in unseren gewohnten Strukturen möglich gewesen wäre, davon bin ich überzeugt. Und diese Entwicklung wird uns keiner mehr nehmen. Und weißt du was? Jeder von uns hat sich selbst bewiesen, dass wir es können! Sollten wir also nochmal vor einer riesengroßen Veränderung stehen, dann wissen wir schon, dass wir es wieder schaffen werden. Und das ist das beste Gefühl überhaupt.

An welchem Punkt stehst du?

Bist Du zufrieden mit deinem Leben und bist dabei, deinen persönlichen Traum zu verwirklichen?
Hast du noch eine Frage, die ich nicht beantwortet habe? Dann stell sie mir gerne in den Kommentaren.
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