Warum ich das Wort „Mindset“ ziemlich ausgelutscht finde

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Sinnbild für das Costa-Ricanische Mindset zum Leben: Ein Herz mit der Inschrift "Pura Vida" mit dem Finger in den Sand gemalt
Sinnbild für das Costa-Ricanische Mindset zum Leben: Ein Herz mit der Inschrift "Pura Vida" mit dem Finger in den Sand gemalt

Das richtige Mindset allein löst keine Probleme

Kürzlich traf ich meine ziemlich wütende Freundin Friederike beim Einkaufen. Auf meine Frage, was denn los sei, schnaubte sie, dass sie sich ziemlichen Bullshit zum Thema Mindset anhören musste. Friederikes Firma hat ihr im letzten Monat kein Geld bezahlt und der Chef ist nicht mehr zu erreichen. Laut Gerüchten lief die Firma seit einiger Zeit schon nicht mehr so richtig und er macht jetzt irgendwo im Süden “Urlaub”. Jedenfalls ist er weg und die Angestellten stehen ohne Gehalt da. Nun hat Friederike auch noch einen Mann und zwei Kinder und die Familie ist auf ihr Einkommen angewiesen, sie arbeitet ja wie die meisten von uns nicht nur zum Spaß. Die Nachbarin, die gestern Nachmittag auf ihr Spendengesuch für ukrainische Flüchtlinge eine Absage bekommen hat, meinte dann aber wohl zu Friederike, sie solle mal ihr Mindset ändern. Wenn sie das Geld gedanklich loslassen könnte, würde sie in die Fülle gehen. Weil man zieht ja immer das an was man denkt. Andere wären im Übrigen auch noch viel schlechter dran. Soll sie halt die Kinder aus der teuren Musikschule abmelden. Jedenfalls wäre das ja wohl kein Grund, um nicht zu spenden.
Natürlich hat die Nachbarin recht. Friederike hat ja noch ihren Mann und die Eltern können ihr auch noch unter die Arme greifen. Die Familie wird also weder frieren noch verhungern müssen. Und trotzdem ist der Kommentar der Nachbarin absolut daneben. Und für mich hat sie Mindset auch nicht verstanden. Weil das Problem der Geldsorgen nicht gelöst wird, wenn man den Rest noch verschenkt und so tut, als wäre nichts passiert. Die Kopf-in-den-Sand-Methode ist nur in den wenigsten Fällen wirklich eine Lösung. Nur weil es anderen schlechter geht, muss man selbst eine unbefriedigende Situation nicht klaglos akzeptieren. Und nun alles auf das falsche Mindset schieben, damit macht man es sich zu einfach! Mindset ist nämlich ein absolut passiver Begriff, der keine Probleme löst. Man kann sich keine Lösung herbeiwünschen, Lösungen entstehen durch Handeln. Hier spielt das Mindset natürlich eine wichtige Rolle.

Was ist eigentlich Mindset?

Mindset beschreibt eigene Glaubenssätze, Haltungen und Denkweisen. Man könnte vielleicht auch Mentalität dazu sagen. Mindset beschreibt also welche Haltung ich zu Dingen und Ereignissen habe. Es ist jedoch keine Lösung, sondern lediglich ein Begriff. So löst das richtige Mindset z.B. auch keine Geldsorgen, wie auch, es ist ja lediglich ein beschreibender Ausdruck. Mindset kann jedoch dazu beitragen, dass man aktiv wird und von der reinen Opferrolle ins Handeln kommt und dann selbst seine Geldsorgen löst.
Carol Dweck ist Professorin für Psychologie und unterscheidet zwischen Growth Mindset und Fixed Mindset. Statt Fixed Mindset kann man auch statisches Mindset sagen. Es sorgt dafür, dass wir Angst vor Herausforderungen oder dem Scheitern haben, dadurch funktioniert es wie ein Schutzschild im Gehirn und bewahrt uns vor riskanten Handlungen oder Gefahren. Das war früher beim Kampf gegen den Säbelzahntiger richtig und notwendig. Bei der Frage, ob ich erfolgreich ein eigenes Business aufbauen und dadurch finanziell frei sein kann, ist das eher ein Hindernis, da es uns auch verleitet, doch eher in der bekannten „Sicherheit“ zu bleiben.
Statische Glaubenssätze sind beispielsweise
Der Säbelzahntiger ist stärker als ich, also lasse ich ihn in Ruhe und laufe weg.
Ich bin eben gut darin oder eben nicht.
Ich weiß nicht, wie ich ein eigenes Business aufbaue und finanziell unanhängig werde, also lasse ich es und bleibe Angestellter.
Im Gegensatz dazu sind Menschen mit einem Growth Mindset sich sicher, dass sie sich in jedem Bereich weiterentwickeln und verbessern können. Ein Growth Mindset ist also ein dynamisches Mindset, das vom stetigen Wachsen ausgeht. Lebenslanges Lernen ist ein anderer Begriff dafür. Beispiele hierfür sind
Der Säbelzahntiger ist stärker als ich, aber ich bin schlauer und werde einen Weg finden, ihn zu überlisten.
Übung macht den Meister.
Im Moment weiß ich noch nichts über ein erfolgreiches Business, aber das kann ich mit Zeit und Ausdauer lernen.
Niemand kann aber zu 100% dem einen oder dem anderen Lager zugeordnet werden, meistens macht uns ein Mix aus Fixed und Growth Mindset aus. Jeder von uns hat also immer eine Mischung aus beiden Mindsets und wir unterscheiden uns dadurch, welches Mindset in den einzelnen Lebensbereichen stärker ist.

Wurde ich mit einem bestimmten Mindset geboren?

Nein! Das zu glauben wäre auch wieder ein Beispiel für ein Fixed Mindset. Aber um das eigene Mindset zu verändern, also in ein Erfolgsmindset zu verwandeln, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
Wille und Glaube zur Veränderung muss gegeben sein. Kommt zum Willen noch Neugierde hinzu, hat man gute Chancen etwas zu verändern.
Ausdauer und Geduld. Niemand verändert seine Denkweise über Nacht. Neue Verhaltensmuster müssen geübt werden, es sind immer wieder Rückfälle in gelernte Glaubenssätze des Fixed Mindset möglich.

Welche Möglichkeiten gibt es, das Mindset zu verändern?

Die gute Nachricht ist: es gibt heutzutage sehr viele Möglichkeiten, sich mit Persönlichkeitsentwicklung zu befassen, je nach Geschmack und Vorliebe. Ich nenne Dir hier die aus meiner Sicht wichtigsten:
1

Bücher

Die Auwahl ist riesig und man kann in seinem eigenen Tempo lesen, sich die richtige Portionsgröße selbst festlegen. Meistens ist das Thema auch umfassend behandelt. Der Nachteil: Bücher sind oft allgemeingültig und das Übertragen auf die eigene Situation ist oft schwierig.
2

Youtube

Youtube bietet auch eine grosse Auwahl an Videos zum Thema Persönlichkeitswachstum. Oft sind diese Videos auch kurzweiliger als ein Buch, umfassen aber nicht selten nur einen eng gefassten Ausschnitt des Themas. Dafür sind sie kostenlos. Die Nachteile sind ähnlich wie bei den Büchern. Hinzu kommt noch, dass nicht jedes Video gut produziert wurde und nicht jeder Spaß daran hat, sich wackelige Videos aus einem Wohnzimmer anzuschauen.
3

Webinare

Webinare gibt es live oder als Aufzeichnung. Mir gefallen sie besser als Youtube, da nach meiner Erfahrung oft mehr in die Qualität investiert wurde. Bei Live-Webinaren kann man auch Fragen stellen und bekommt evtl. hilfreichere Antworten für die eigene Situation. Aufzeichnungen kann man sich auch immer wieder anschauen.
4

Blogs

Blogs bieten dir Inspiration und Sichtweisen aus erster Hand. Zudem findest du hier oftmals sehr aktuelle Informationen. Viele Blogautoren suchen auch gerne den Kontakt zu ihren Lesern und beantworten gerne Fragen, du hast hier also direkten Zugang zur Quelle. Auch sind Blogs meistens sehr viel lebensnaher geschrieben als beispielsweise Ratgeber.
5

Coaching

Coaching ist sicherlich der Königsweg, es gibt Angebote für Gruppencoaching und für 1:1 Coaching. Der Coach kann hierbei individuell auf Deine Themen eingehen. Coaching erfindet das Rad auch nicht neu, aber es stellt eine Abkürzung gegenüber den vorigen Möglichkeiten dar. Einfach weil alles, was für dich nicht relevant ist, weggelassen werden kann. Nachteil: Coachings sind oftmals um einiges teurer und die Auswahl des Coaches ist auch nicht unbedingt leicht. Ein guter Coach kennt aber diese Themen und geht sehr transparent mit seinen Werten und Qualitätsstandards um.
Alle genannten Medien können dir wichtige Impulse geben und sollten als Anregung verstanden werden. Die Arbeit nehmen sie dir jedoch nicht ab.
Es liest sich zwar immer leicht, aber tatsächlich ist die Veränderung des Mindsets oft harte Arbeit. Folgende Schritte solltest du dir bewusst machen und auch immer weiter daran arbeiten. Aber sieh es nicht zu verbissen, Rückfälle gehören zum Lernerfolg dazu, und wenn du dich selbst bei alten Denkmustern erwischst, dann hast du einen grossen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Was kannst du selbst also tun?

Ein Junge beschreitet furchtlos eine Hängebrücke über einer tiefen Schlucht in einem Urwald in Costa Rica.
1

Habe grundsätzlich ein positives Mindset

Das ist nicht immer so leicht, vor allem nicht, wenn man wie Friederike oben gerade ein ziemliches Problem am Hals hat. Es hilft aber unheimlich, wenn man nicht sofort in Panik verfällt. Ob eine bestimmte Situation gut oder schlecht ist, können wir sowieso nur am Ende rückblickend beurteilen. Vielleicht hast Du selbst es auch schon erlebt, dass du nach einer Trennung, die sich erst wie eine Katastrophe angefühlt hat, einen absolut tollen Partner kennengelernt hast. So hat sich die Trennung rückblickend vielleicht als Glücksfall herausgestellt. Wenn du dir bewusst machst, dass wir nie das ganze Bild, sondern immer nur den aktuellen Ausschnitt sehen, kannst du gelassener bleiben und alles weitere mehr auf dich zukommen lassen.
2

Sei immer nett zu dir selbst

Vor allem in deinen Gedanken. Beschimpfe dich nicht als unfähig, dumm, dick, faul oder ähnliches, wenn dir etwas nicht sofort gelingt. Es gehört zum Leben, dass nicht alles nach Plan verläuft. Und auch wenn es frustrierend ist, genau dieses vermeintliche Scheitern hat oft das größte Potenzial zu nachhaltiger Veränderung. Behandle dich also selbst immer so wie deinen besten Freund, tröste dich, wenn du Trost brauchst, aber rede die Welt auch nicht schön, wenn sie das gerade nicht ist. Schließlich willst du von deinem besten Freund auch nicht angelogen werden.
3

Wage etwas Neues

Das Bekannte kannst und kennst Du schließlich schon. Deine Erfahrung hat dich dorthin gebracht, wo du jetzt stehst. Willst Du dich also weiterentwickeln, musst du etwas Neues tun oder denken. Das bedeutet, dass du dich ab und zu mal aus deiner Komfortzone hinaus ins Unbekannte trauen musst. Das können am Anfang auch kleine Schritte sein, du musst nicht die ganz große Veränderung als erstes angehen.
4

Sei nicht nachtragend und verzeihe

Nicht nachtragend zu sein bedeutet keinesfalls, dass du alles und jeden akzeptierst, der oder das nicht gut für dich ist. Es bedeutet nur, dass du es loslässt. Statt in der Vergangenheit verharren und stundenlang immer wieder alte Wunden zu lecken, hilft Dir die Haltung “Ich lasse nicht zu, dass es mein Leben ruiniert” sicherlich mehr. Wenn Du nun anschließend noch verzeihen kannst, machst du die Dinge zwar nicht ungeschehen, aber du bekommst wieder inneren Frieden. Durch inneren Frieden setzt du automatisch den Fokus wieder mehr auf das Positive. Verzeihen bedeutet übrigens auch, dass du dir selbst verzeihen sollst. Zum Beispiel, falls du eine blöde Entscheidung getroffen hast oder wieder in alte Denk- oder Verhaltensmuster gefallen bist.
5

Lerne Achtsamkeit

Komm regelmäßig zur Ruhe und höre in dich hinein, wie es dir geht. Mir hilft dabei immer Meditation. Genauso lässt dich aber vielleicht Sport oder ein Spaziergang im Wald zur Ruhe kommen. Wenn du dir regelmäßig deine kleine Auszeit nimmst kommst du wieder in Kontakt mit deiner inneren Stimme. Du merkst wieder, was dich stresst und was dir nicht gut tut. Zu erkennen, was uns die Energie raubt ist die Voraussetzung dafür, es anschließend loszulassen und aus unserem Leben zu verabschieden. Und glaub mir, das lohnt sich!
6

Sei stolz auf dich…

… wenn dir etwas gut gelungen ist. Das hat nichts mit Angeberei und Eigenlob zu tun. So wie du gute Leistung bei anderen anerkennst, solltest du das auch für dich selbst tun. Es ist auch spannend zu sehen, in welchen Bereichen du etwas besonders gut machst, sind dies doch Hinweise auf deine Talente und Stärken.
7

Sei dankbar

Alles was du heute bist hast du bewusst oder unbewusst in dein Leben gezogen. Den Fokus auf die Dinge zu lenken, wofür du dankbar sein kannst, sorgt dafür, dass du die positiven Dinge mehr beachtest als die negativen. Man könnte auch sagen, du siehst das Glas dann halb voll statt halb leer. Dankbarkeit ist für mich einer der wichtigsten Schlüssel für ein positives Mindset. Und mal ganz ehrlich, jeder von uns umgibt sich viel lieber mit positiven und energiegeladenen Menschen statt mit unzufriedenen Nörglern. Zum Thema Dankbarkeit gibt es sogar einen ganzen Blogpost.

Und nun bist du dran!

Es reicht nicht, wenn du nur darüber liest, wie du dich persönlich weiter in Richtung positives Mindset bewegen kannst – du wächst und entwickelst dich durch das, was du an neuen Erkenntnissen gewonnen und konkret in deinem Leben umgesetzt hast. Und dazu musst du Erfahrungen sammeln.
Gemeinsam rocken wir´s!
Deine Katja

P.S.

Ich schreibe für dich und nicht für mich. Was in meinem Kopf und Herz vorgeht weiss ich ja schon, in dich kann ich aber nicht hinein schauen. Damit ich aber noch besser für dich schreiben kann freue ich mich über Kommentare oder persönliche Nachrichten. Was treibt dich gerade um? Zu welchen Themen wünschst du dir Inhalte? Ist mein Text hilfreich für dich?
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